Meine geniale Freundin

von Elena Ferrante

Roman

Gelesen von Elisabetta, Marion, Hanny, Danila, Gitti, Nanni

Neapel in den 1950er Jahren. Im Stadtviertel Rione, rundum der Piazza, kennt man sich, der Lebensmittelhändler, der Lehrer, der Eisenbahner, der Schuster mitsamt ihren Familien. Aus der allgemeinen Armut entwickelt sich allmählich ein bescheidener Wohlstand und gleichzeitig der Ehrgeiz, schnell nach oben zu kommen. Lenú, die Tochter des Gemeindeportiers und Lila, die Tochter des Schusters, haben eines gemeinsam: sie sind arm und träumen vom späteren Reichtum. Lenú wird von ihrer Lehrerin gefördert und erreicht das Gymnasium mit Bestnoten. Lila arbeitet mit ihrem Bruder in der Schusterwerkstatt des Vaters. Dank ihrer genialen Begabung lernt sie Latein und Griechisch im Selbstunterricht mit Hilfe der örtlichen Bibliothek, um mit Lenú Schritt halten zu können. Heimlich fertigt sie mit ihrem Bruder ein Paar Herrenschuhe an, ein handwerkliches Meisterwerk. Der Vater erfährt davon und bricht in Wut aus, denn alles soll so bleiben wie es ist. An Fortschritt zu denken ist anmaßend. Doch die Jugend ist nicht zu bremsen. Lila entwickelt sich vom mageren frechen Gör zur Ausnahmeschönheit. Sie wird Stefano, den Sohn des Lebensmittelhändlers heiraten und damit hat sie Lenú überholt. Diese versteht auf Grund ihres Werdeganges die kleinbürgerlichen Notwendigkeiten ihrer Freundin nicht mehr. Aber sie faszinieren und brauchen einander, um die Trauung vorzubereiten. Dieser erste Band endet mit der Szene als Marcello, der frühere Verehrer der Braut, auf der Hochzeit gerade in diesem Paar Schuhen erscheint, die Lila mit Herzblut entworfen und gemeinsam mit ihrem Bruder angefertigt hatte.

Elena Ferrante beschreibt minutiös das Milieu, aus dem die Freundinnen stammen. Jede Befindlichkeit der Personen wird ausführlich und mitunter langatmig dargestellt. Es passiert nichts, was nicht in jedem anderen Alltag der Kindheit auch geschieht. Und doch ist eine permanente Spannung im Rione zu spüren, bedingt durch die niedere Wutschwelle, die jeden Moment von den alten wie den jungen Bewohnern überschritten werden kann. Doch beim Lesen will sich die Spannung nicht einstellen, trotz der sehr guten authentischen Sprache der Autorin, mit der sie den Leser mitten in das bunte Leben auf der Piazza transportiert.

Bewertung:  3 von 5 Sterne